Freitag, 1. Mai 2009

ein tag

ich sitze vor dem fernseher, sehe das taurige werder-spiel, schreie laut mit und denke, dass meine nachbarn mich für bekloppt halten müssen.
nebenbei lese ich.
als der torwart nach dem spiel interviewt wird muss ich lachen.
der tag war sehr mies, selbst ein schlechtes spiel, wein, schokolade und kippen geben da trost.
heute vor einem jahr.. war kennlerntag, aber das macht den tag nicht schlechter, das scheint eher nebensächlich.

draußen ist es ruhig, kein hubschrauber, kein tatütata. der walpurgisnachtkrawall in dieser gegend hat nachgelassen.
dennoch war es richtig sich am nachmittag noch mit bargeld zu versorgen, wurde die sparkasse doch wieder zugesperrt und verrammelt, so wie all die anderen banken und geschäfte in der nähe. auch die bullenwagen nahmen wieder ihre stellung ein.
jedes jahr das gleiche spiel.

überraschend klingelt es nach dem fussballspiel an der tür. kurzer angenehmer besuch.
später begleite ich ihn noch nach draußén. neugier, ob wirklich alles so friedlich da draußen ist.
wir quetschen uns durch menschenmassen, müll liegt auf der strasse, es riecht nach kotze und pisse, aber es gibt keinen stress mit den bullen.

-ich bin alt geworden, sage ich.
-sei froh, dass du wieder in deinen ruhigen bezirk fahren kannst, diese stadt nervt.

auf dem rückweg kehre ich für ein gute-nacht-bier in einen kiosk ein. es ist viel los und ich versuche beim eintritt gar nicht erst die aufmerksamkeit mit einem "hallo" auf mich zu lenken, -die haben genug zu tun.
nun, ich sollte mich wohl geirrt haben, denn der kioskbesitzer stand hinter dem tresen und begrüßte mich sofort freundlich.
ich tat dasselbe, wandte ihm danach den rücken zu, um mir mein bier zu nehmen.
als ich mich wieder umdrehte um zu zahlen, war es wie zauberei, denn plötzlich stand sein kollege vor mir, der typ, der sich immer so freut mich zu sehen und ich werde das gefühl nicht los, dass sie absichtlich getauscht haben, damit er mich bedienen kann.

wir lachen beide und er beschwert sich, dass ich so lange nicht da war. die baustelle sei schuld meint er und dass er schon dachte ein jahr darauf warten zu müssen, bis er mich wieder sehen könne.
-wieso, soll die baustelle denn ein jahr bleiben? -frage ich doof.
-das nächstemal springe ich über den bauzaun, -sage ich danach, um etwas nicht ganz so blödes von mir zu geben.
nein, dann würde er ihn mir vorher öffnen, antwortet er ganz gentlemen-like.
wir müssen beide wieder lachen.
er fragt wie es geht und ich antworte natürlich lachend, dass es gut ginge, dabei denke ich jedoch an diesen scheißtag und werde mir meiner lüge bewusst.
-wenn du wüsstest wie und wer ich wirklich bin, denke ich, und verabschiede mich lachend, mit der bemerkung, dass ich nun wieder öfter kommen würde.
wir wünschen uns gegenseitig eine gute nacht.
auf dem rückweg wird mir klar, warum ich nicht öfter da bin und sogar eventuell ein paar cent mehr in einem anderen kiosk in kauf nehme.
-weil ich nicht möchte, dass er sich daran gewöhnt.
-weil wir uns nicht viel zu sagen hätten, wenn wir uns öfter sehen würden
-und weil mir nicht immer zum lachen zu mute ist und ich nicht bereit bin ständig gut laune vorzuspielen.
etwas besonderes soll es bleiben.

so ist das.

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