Mittwoch, 27. Mai 2009

geld ist nicht das leben

nun, gestern war ein furchtbarer tag und nach zwei wochen husten- und brusttee hatte ich das bedürfnis nach zwei frustbieren. dafür musste aber erst mal geld gezogen werden:
tja, keine chance, der automat hatte kein erbarmen und ließ mich hängen, er spuckte nur die karte wieder aus.
-ach, egal, dich überführe ich schon, dachte ich mir und ging zu einer anderen bank. der erfahrung nach dauert es ja schließlich eine weile, bis die nachricht, dass kein geld mehr auf dem konto ist, bzw. der dispo ausgeschöpft ist, auch bei den anderen banken ankommt.
guten mutes stand ich also ein weiteres mal am automaten... aber auch hier hatte ich kein glück, ich wurde im stich gelassen.
ich beschloss trotzdem nicht auf mein vorhaben zu verzichten und entschied mich für die zettelvariante: anschreiben lassen.
geld würde ich schon irgendwie auftreiben.

die frustbiere taten das was sie sollten.
eins reichte schon nach wochenlanger abstinenz, ich hatte den kleinen rausch, den ich wollte.

später rechnete ich: biobrot, briefmarken und die schulden für das bier.
biobrot ist teuer, aber schmackhafter. glücklicherweise gibt es nicht weit entfernt einen bäcker, der biobrot vom vortag verkauft und somit sollte auch das kein problem sein.
ansonsten hatte ich genug zu esseen im haus, zudem 20 verschiedene teesorten, kaffee und multivitamintabletten für wasser mit geschmack.
und die paar euro, die ich brauchte?
pfandflaschen und die leere kiste bier, die für genau einen solchen zweck schon seit 1 1/2 jahren rumsteht würde endlich verschwinden.
also, kein geld? kein problem!

geld ist nicht das leben, das sollte sich heute morgen mal wieder bestätigen:

nach einer wunderbaren kurzen sitzung bei einem wunderbaren hno- arzt, beschloss ich spontan doch endlich mal dem speziellen kioskverkäufer einen besuch abzustatten:
dieser strahlte wieder über das ganze gesicht als ich eintrat und als ich gleich sagte, dass ich nur so käme und gar nichts kaufen wolle, strahlte er noch mehr (falls das überhaupt noch ging). ich bekam einen leckeren kaffee und wir lachten viel.

beschwingt und voll auf koffein, verabschiedete ich mich später und hüpfte nach hause, natürlich mit dem vorherigen versprechen den besuch bald zu wiederholen.

kurz vor meiner haustür fiel das gegenüberliegende antiquariat in meinen blick:
achja, die bücher, die ich für einen freund verkaufen sollte, perfekt, noch eine geldquelle, wenn auch nur geliehen.
somit machte ich vor der haustür kehrt und steuerte auf den buchladen zu.
der chef war jedoch nicht da, dafür ein kleiner gedrungner mann, mit kleinen strahlenden und funkelnden augen, der mich schon seit jahren grüßt, wenn wir uns auf der straße begegnen.
Auch dieses mal freute er sich sehr mich zu sehen und begrüßte mich ganz fröhlich. sogleich erzählte er, dass er unsere begegnung nie vergessen hätte. (bei meiner hausärztin, das ganze muss jahre her sein, denn ich kann mich nicht wirklich erinnern.)
seine augen strahlten weiterhin, ganz ansteckend, und er teilte mir etwas aufgeregt mit, dass er bald in die usa fliegen würde, vielleicht schon morgen, um dort delphintrainer zu werden. es gäbe nichts schöneres für ihn, er könnte dort zaubern und überhaupt würde er die tiere jetzt schon sehr vermissen, denn er war schon für sechs wochen dort. dabei fasste er sich ans herz und seine augen strahlten so, als müsste er bald vor rührung weinen.
plötzlich ertönte argentinischer tango aus den pc- lautsprechern: piazolla.
"komm, lass uns tango tanzen", forderte er mich auf. er schloss die tür und wir tanzten -obwohl wir natürlich beide von tango keine ahnung haben. er wirbelte mich durch die luft und wir lachten viel, es war fast, als würden wir uns schon lange kennen.
stilvoll bedankte ich mich für den tanz und wollte schon fast gehen, als er seine bratsche in die hand nahm und mir anbot, etwas vorzuspielen.
gerne ging ich darauf ein und so begaben wir uns in den dunklen hinnterraum, wo ich mich zwischen büchern und einem kicker, auf den einzigen stuhl setzte, während er mir einen wunderbaren bach vorspielte. gerührt lächelte ich vor mich und war fast bewegt zu gehen, -aufgrund der schönen besonderheit des augenblicks.
aber ich schaffte es zu bleiben, klatschte beifall und rief -wunderbar!

später im gespräch stellt sich heraus, dass mein tangotänzer und bratschenspieler zur zeit obdachlos ist. er schläft im hinterraum des antiquariates auf dem fussboden, was ihm nichts ausmacht und wartet auf einen günstigen flug. durch seine offene und strahlende art und wohl auch seine musikalität, hat er jemanden von der berliner philharmonie kennen gelernt, der begeistert von seinem delphinvorhaben ist und ihm den flug zahlt. er hat einen gönner gefunden.
ja, manchmal braucht man geld, aber geld ist nicht das leben.

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