Dienstag, 7. Juli 2009

der kioskmann

der kioskmann freut sich immer, wenn ich ein wenig verweile, und so hat es sich eingebürgert, dass ich ein bis zwei mal die woche auf einen kaffee oder ein bier bleibe, meist jedoch nicht viel länger als eine getränkezeit.

wir müssen immer beide furchtbar lachen, wenn wir uns sehen, dann tauschen wir geschichten der strasse aus, ich höre von seinen zukunftsplänen und erzähle selbst nur einen geringen teil meines lebens: vom kindersitting, kühlschränken, meinem fahrrad oder versuche ihn für fussball zu begeistern.

der mann ist nicht besonders gebildet, aber auch nicht dumm, er ist achtsam und hat natürlich ein großes herz.
er merkt sich, wie es seinen kunden geht und fragt beim nächsten mal nach. er nimmt anteil und ist mehr als nur verkäufer, auch hat er pläne und weiß genau wohin er mal will.

als ich ganz naiv in erfahrung brachte, dass der gute mann mit seinen 21 jahren viel jünger ist, kam ich ins schleudern. wollte ich doch gerade ansetzen und stolz das 30jährige jubiläum mit einer freundin erwähnen. statt dessen überkam mich ein starkes gefühl des "alt -seins" und ich stotterte herum: -die freundin, die ich seit drei- äh seit der kindergartenzeit kenne...

zwei wochen brauchte ich, um darüber hinweg zu kommen, sowie von der vorstellung, dass er möglicherweise auf ältere frauen steht oder anders herum vom stuhl fallen würde, bei einer aufklärung über mein alter.

nun, heute wollte ich kurz mal einkaufen, dabei kurz mal vorbei gucken...
zwei stunden blieb ich, wir tranken und aßen, er machte seinen job und ich guckte zu. es war sehr lustig. zwischendurch berührte seine hand mein knie, ganz zufällig, seine schulter die meine, seinen blicken wich ich aus.
sein haarschnitt und auch seine kleidung entsprechen überhaupt nicht meinem geschmack, er gehört nicht ins beuteschema, aber er riecht gut.

seinen namen kenne ich immer noch nicht und irgendwie scheint der augenblick verpasst zu sein, in dem man noch unauffällig hätte fragen können.

nach einiger zeit gehen uns immer die gesprächsthemen aus, -was bleibt ist das lachen.

dennoch, als ich hörte, dass der arme mann zur zeit schlecht schläft, kam gleich wieder mein "mammie -beschützer -instinkt" durch, grinsend gab ich ratschläge von mir und in gedanken schenkte ich ihm eine gute- nacht- umarmung und buk ihm einen pflaumenkuchen, weil er pflaumen doch so mag.

auch überfiel mich zwischendurch ganz furchtbar die vorstellung ihn abzuknutschen und die kleider vom leib zu reißen.
erschrocken rief ich mein inneres zur kontrolle, der status quo sollte doch erhalten bleiben, die bunte lachende atmosphäre würde sonst verpuffen und übrig bleiben würde wie üblich ein bitterer nachgeschmack.

gelernt habe ich heute abend jedoch eins: im gegensatz zu meiner hoffnung, dass man es mir nicht ansehen würde, wenn ich mich so fühle, werde ich wohl doch richtig rot, wenn ich rot werde.
das gegenüber findet es klischeehaft niedlich, während man selbst wirklich gerne im erdboden verschwinden möchte.
möp.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen