diese ganze brustkrebsgeschichte kommt mir sehr weit weg vor und doch gerade in diesen tagen denke ich vermehrt an mich vor einem jahr.
mit wehenden fahnen habe ich den krebs bekämpft, mit zukunftsplänen, liebe, lebenslust und einfacher freude und auch tränen des glückes, der angst, des abschieds. ich habe eine lebendigkeit und stärke aus mir herausgeholt wie nie zuvor.
was bleibt sind stolz und das wissen um eine reiche ressource in meinem inneren, aber auch innerer schmerz, ein: "ich war im krieg und habe eine verwundung davon getragen." ja, so fühlt es sich manchmal an.
es ist nicht nur so, dass ich mit meiner verwundung gesehen werden will, ich spüre sie auch immer wieder:
empfindlich bin ich geworden, krankenhausserien sind eher tabu (ich selbst habe eh keinen fernseher mehr) und spritzen oder sonstiges, was piekst sind eine schwierige angelegenheit geworden, es sei denn professionelle sind am werk, die meine geschichte kennen. die dreiwöchige herceptingabe im brustzentrum ist kein problem. die ärztin weiß, welche vene an der linken hand sie nehmen kann und blödes schmerzliches gefrokel bleibt glücklicherweise aus. (das letzte mal lief das blut sogar ganz schön aus der flexüle raus, so dass der boden gewischt werden musste, was mich etwas zum lachen brachte.)
durch die chemo habe ich mangelerscheinungen, wie wohl viele ehemalige krebspatient_innen, blutarmut, vitamin- und mineralienmangel.
zur behadlung dessen sollte ich u.a. eine spritze bekommen:
lachend saß ich bei meiner ärztin, war gut gelaunt und guten mutes, -bis der angekündigte pieks in den po kam. ich beschwerte mich über den kurzen brennenden schmerz, sofort darauf liefen tränen. wie ein kleines kind heulte ich plötzlich und konnte nicht aufhören. nun, nach wenigen minuten riss ich mich zusammen, machte den nächsten termin aus und gab ganz reflektiert mit einem müden lächeln ein:
-ist ja ganz interessant, dass ich so heulen muss- von mir. zu hause versorgte ich mich mit schokolade, glückstee und angenehmer musik.
mit der ärztin einigte ich mich später darauf statt spritzen infusionen zu bekommen, da ich das gewöhnt bin und dann sehen kann, wann der pieks kommt (wer hat schon augen auf dem hintern).
die erste infusion, von der ärztin gelegt, war kein problem.
vor ein paar tagen sollte ich die zweite bekommen. eine neue arzthelferin wollte die fexüle legen und fragte mich welchen arm sie nehmen dürfe, sie hatte also keine ahnung von meiner vorgeschichte. ich klärte sie auf und spürte, dass mich die situation ärgerte, vor allem als sie mir nicht glauben wollte, dass die venen in der linken ellenbeuge immer wegplatzen und sie meine hand nehmen müsse.
-glauben sie mir, es gab schon viele ärzte, die das versuchten und dann feststellen mussten, dass ich mit meiner vorwarnung recht habe!
sie nahm also meine hand und prokelte ein wenig rum. für mich war der fall klar, das konnte nichts werden. sie entschuldigte sich und ich bat ruhig, aber genervt, darum, dass die ärztin kommen möge. die kam auch gleich, wusste aber wohl gar nicht, dass es sich um mich handelte ("ach du bist das!") und legte die flexüle an meiner hand an. es tat furchtbar weh und wir brachen die ganze sache ab, ich brach ab:
-wir lassen das heute!
ich versuchte noch tapfer zu sein, kurz darauf fing ich jedoch wieder an zu heulen. deutlich genervt machte ich einen neuen termin zur besprechung der situation und begab mich stinksauer auf den weg nach hause.
ich will das ganze nicht dramatisieren, aber dieses leben nach dem krebs ist wohl nicht immer einfach. oft schwingt bei mir auch noch ein -das kann nicht sein, dass wirklich ich das bin, die das sagt- gedanke mit. blutabnahmen oder sonstiges waren doch früher nie ein problem...
was die ärztin betrifft: sie macht ihre sache gut, nur ihre praxis ist etwas chaotisch und ich werde ihr bei der besprechung deutlich sagen, dass ich mir wünsche, dass ihre helferinnen meine vorgeschichte kennen. sie ist zur zeit eh dabei sich besser zu organisieren und daher offen für vorschläge.
des weiteren: vitamine und mineralien nur noch in tablettenform....
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