achtung: liebe krebspatientinnen,
bitte vergesst nicht, dass es möglich ist, dass ihr das docetaxel gut vertragt! es kann euch auch gut damit gehen. nebenwirkungen bei der chemo sind bei jedem anders!das hier ist meine geschichte, eure kann eine ganz andere sein. mir hat es geholfen hier einiges aufzuschreiben, dennoch empfehle ich sich während der chemo im allgemeinen keine negativen nebenwirkungsgeschichten reinzuziehen, das macht eher unnötige angst. umgebt euch lieber mit schönem und tut euch gutes!
meine geschichte:
vor drei wochen, nach der infusion mit docetaxel war ich erst mal unglaublich froh darüber weder übelkeit noch eine große geschmacksveränderung zu merken. ich konnte essen und genießen, super! auch von schlappheit keine anzeichen und so fuhr ich am nächsten tag mit dem besten mann der welt bei 33grad hitze 16km rad, langsam mit einer pause, aber zum schluss fuhr ich ihm davon und wir lachten...
-hey, wo bleibst du? ich dachte du bist hier der 10 jahre jüngere und zudem gesund!
"jaja, erzähl mir nicht noch mal dass du krank bist"
:)
einen tag später kamen leichte gliederschmerzen und ich gönnte mir ruhe und viel schlaf, wie auch sonst freitags nach einer chemo. ein paar tage, dann würde auch die schlappheit vergehen, wie immer... so dachte ich....
am samstag kam ich kaum aus dem bett, unter der dusche wurde mir ganz komisch und ich setzte mich lieber hin. den einkauf hätte ich ohne die begleitung des weltbesten mannes wohl kaum geschafft. dennoch war ich sicher, dass die welt in zwei tagen wieder anders aussehen würde und meine kräfte wiederkommen.
in der nachfolgenden nacht konnte ich vor gliederschmerzen kaum schlafen und bekam durchfall. um 5:00uhr morgens verabschiedete ich den mann zur frühschicht und spielte noch die tapfere: -das wird schon besser, mach dir keine sorgen, liebster, konzentrier dich auf deine arbeit...
drei stunden später wählte ich die nummer der besten freundin, die natürlich noch schlief und sprach auf die mailbox: -du musst kommen, ich brauche hilfe!
wenige stunden später stand sie in der wohnung, in jeder hand eine tasche, eine mit dvds, die andere mit nahrungsmitteln. vor erleichterung verfiel ich in einen lachanfall: -jetzt glaub ich auch, dass ich krebs habe...
ich bekam zu essen, wir glotzten und ich pumpte mich mit schmerztabletten und zeug gegen den durchfall voll. die hemmschwelle medikamente zu nehmen war bei null angekommen. und sie halfen ein wenig, so dass ich mutig wurde und beschloss, dass rumliegen auch nicht immer so gut sein kann, mich anzog und mit der freundin einen sehr langsamen spaziergang um den block wagte. danach fiel ich sofort wieder ins bett.
abends wurden die schmerzen jedoch wieder stärker und in den armen des weltbesten mannes wurde ich ganz weich, mir kamen die tränen. er wollte mich ins krankenhaus schicken, ich entschied mich aber für den bereitschaftsarzt. es war sonntag, das erste deutschlandspiel ging los und ich bekam kaum etwas mit.
der fernseher lief, ich war zu schlapp um hinzugucken, hob jedoch bei jedem tor den arm und gab etwas lachend ein müdes: -yeah, tor!- von mir.
die bereitschaftsärztin verabreichte eine spritze gegen die schmerzen, hinterließ eine schlaftablette und äußerte besorgt gegenüber dem weltbesten mann, dass die schmerzmittel, die ich schon genommen hatte schon recht stark seien.
die spritze half nicht viel, die schlaftablette sorgte jedoch dafür, dass ich schläfrig umnebelt und mit einer ruhe den stündlichen durchfall ertrug und sofort wieder einschlief.
ich hatte alles recht gut organisiert, mein bruder schlief bei mir und die nachfolgenden nächte auch. (der beste mann der welt sollte sich nicht solche sorgen machen und sich auf seine neue arbeit konzentrieren, daher lieber der bruder.)
an den darauffolgenden tagen kamen freunde, bekochten mich und kauften ein.
ich war immer noch sicher, dass der spuk irgendwann vorbei sei und es mir dann besser gehen würde. und überhaupt, bei krebs gehört körperliches extremes leiden doch bestimmt dazu, jetzt war es eben soweit.
nun, der durchfall hielt an, das fieber kam immer wieder, die gliederschmerzen auch, meine mundschleimhaut ging kaputt, so dass es kaum noch möglich war etwas zu essen und an den händen bekam ich schon einen kurzen schub von taubheitsgefühl. ich wurde immer schlapper, laufen schien mir unmöglich.
es war wieder mittwoch, eine woche war nach der chemo schon vergangen und ich ließ mich vom bruder zur blutbilduntersuchung und zur besprechung mit der ärztin ins krankenhaus fahren. ich war weder in der lage meine tasche zu packen noch konnte ich alleine laufen. dieser zustand schien mir so absurd, dass ich am treppengeländer halt suchend und beim bruder eingehakt, langsam wie eine 80jährige zum auto schlich und dabei die ganze zeit lachen musste.
die autofahrt ohne klimaanlage mit der sonne von vorne war anstregend, ich stöhnte ab und zu und konzentrierte mich darauf, dass mein kreislauf nicht total absackte.
wie ich vom krankenhausparkplatz zur blutabnahme kommen sollte, war mir selbst unklar, den vorschlag des bruders einen rollstuhl zu organisieren lehnte ich jedoch mit einem lauten und scharfen NEIN ab, das keine widerrede duldete. ich hakte mich nochmals bei ihm ein und schritt für schritt schlichen wir zum gebäude. die blutabnahme befindet sich im ersten stock, mein bruder schlug den aufzug vor, ich wollte die treppe: ICH KANN DAS! langsam und vorsichtig zog ich mich am geländer hoch.
mir war klar, so musste mein vater den krieg und auch den schlaganfall vom letzten jahr überstanden haben. in diesem fall war ich tochter meines vaters, stur und zäh.
Das alles zu lesen, macht mich ein wenig traurig und immer muss ich an meine Mama denken, die auch Brustkrebs hatte, der nun zum Glück zurückgegangen ist. Aber es ist wirklich bewundernswert, wie stur du bei alle dem bleibst.
AntwortenLöschendanke liebe hannah, deine teilnahme tut gut. wie schön, dass deine mutter das gut überstanden hat!es gibt so viele frauen, die das schon tapfer durchgestanden haben. ich persönlich muss sagen, dass mein weltbester mann mir viel kraft schenkt, einfach so und ich auch sonst glücklicherweise in guten händen bin.
AntwortenLöschenich denke an Sie. so häufig.
AntwortenLöschendanke! ich habe Sie auch nicht vergessen.
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